Jesus einziger Weg?

Warum gibt es Leid in der Welt, wenn Gott die Menschen doch liebt?

Ermutigung

Warum läßt Gott Leid zu? Ich habe mich lange Zeit gefragt, ob ich wirklich über diese Frage schreiben sollte. Macht jemand gerade eine schwere Zeit des Leids durch, so finde ich es sehr schwierig, ihr oder ihm mit irgendwelchen logischen, vielleicht kühlen Argumenten zu begegnen. Man könnte mir dann vorwerfen, dass ich mich nicht in eine solche Lage hinein versetzen kann, da ich selber eigentlich noch kein ungewöhnlich schweres Leid durchleben musste. Das ist wohl richtig, dennoch denke ich, dass die folgenden Überlegungen wahr und auch lesenswert sind. Vielleicht bieten sie manchem sogar ein wenig Trost, das wäre schön.

Die Frage der Theodizee, die Frage, warum Gott Leid zulässt oder wie es einen liebenden Gott geben kann, wenn es gleichzeitig Leid gibt, ist eine sehr alte und schwere Frage, die meiner Meinung nach nicht vollständig beantwortet werden kann. Ich möchte aber hier zumindest ein paar Anregungen und Erklärungsversuche liefern, die hoffentlich dazu führen, die Frage nach Gott nicht einfach mit dem Hinweis auf das Leid vorzeitig abzuschließen.
Ereignen sich traurige Dinge, stirbt ein Mensch durch eine schlimme Krankheit oder völlig schuldlos durch einen Autounfall, sterben Menschen in Naturkatastrophen oder durch Hungersnöte, so fragen wir, wie Gott das zulassen konnte. Wenn Gott die Menschen doch so liebt, warum gibt es dann das ganze Böse in der Welt? Schließen sich die Liebe Gottes und das Böse, das es ja unbestreitbar auf dieser Welt gibt, nicht aus?

Ohne jemandem zu Nahe treten zu wollen, denke ich, dass wir durch solche Fragen die Verantwortung für manches Leid auf Gott schieben wollen, die wir eigentlich selbst zu tragen haben. Um nicht die Konsequenzen unseres eigenen Verhaltens tragen zu müssen, klagen wir Gott an. Wie konnte er so etwas nur zulassen, wie kann er ein liebender Gott sein?
Aber wir haben von Gott einen freien Willen bekommen. Wir können frei entscheiden, was wir tun, müssen aber auch die Konsequenzen dafür tragen. Eine Person, die immer stark geraucht hat und dann an Lungenkrebs erkrankt, trägt dafür sicherlich selbst einen großen Teil der Verantwortung. Wenn wir unserem Körper Schaden zufügen, kann Gott nichts dafür, wir sind selbst verantwortlich.
Das gilt auch, wenn wir anderen Leid zufügen. Sicherlich ist es sehr schwer, wenn ein nahestehender Mensch völlig schuldlos an einem Autounfall stirbt, weil der andere Fahrer zum Beispiel betrunken war. Doch auch hier wäre es falsch, Gott hierfür die Schuld zu geben.
Ebenso verhält es sich, wenn völlig unbeteiligte Menschen bei einem Attentat sterben. So eine Tag ist absolut feige und hinterhältig, aber Gott ist dafür nicht verantwortlich. Menschen begehen solche Taten und nur Menschen tragen auch die Verantwortung dafür.

Aber warum kann Gott nicht verhindern, dass bei solchen Dingen von ihm geliebte Menschen zu Schaden kommen?

Stellen wir uns vor, Gott würde jedes Mal, wenn wir Böses tun wollen auf wundersame Weise eingreifen. So, dass wir nicht mehr in der Lage wären, anderen Leid zuzufügen. Das hieße, das wir nichts Böses mehr tun könnten, das aber wiederum hieße, dass wir nicht mehr über einen freien Willen verfügen würden. Hätte Gott uns so geschaffen, dass wir nur lieben und nur Gutes tun könnten, so wären wir wie Roboter. Wir würden keine echte Liebe empfinden, denn Liebe ist nur echt, wenn man sich frei dafür entscheiden kann. Kann man sich frei für die Liebe entscheiden, kann man sich auch frei dagegen entscheiden und somit anderen auch Leid zufügen. Da Gott nunmal Menschen erschaffen wollte, die sich frei für ihn entscheiden können, ist die Existenz des Leids bzw. des Bösen sogar nur eine zwingende Konsequenz.

Leid wird selbstverständlich nicht immer so direkt verursacht wie durch einen Autounfall oder durch ein Attentat. Oft sind die Auswirkungen unserer Taten erst viel später oder versteckter sichtbar. So verschmutzen wir unsere Umwelt, verpesten z.B. jahrelang die Luft, vergrößern das Ozonloch mit der Folge, dass Menschen krank werden und leiden.
Wir erfinden grausame Waffen und setzen sie in Kriegen ein, in denen vor allem unschuldige Zivilpersonen umkommen. Diktatoren oder Regime in vielen afrikanischen Ländern verwenden das Geld ihres Staates für ihren Machterhalt, für Waffen und für Prunk, während die Menschen hungern müssen. Doch Gott ist nicht für die Ungerechtigkeiten der Menschen verantwortlich, wir sind es selber. Aber es ist halt immer ein bequemer Weg, bei selbstverschuldetem Leid zu fragen, wie Gott das nur zulassen konnte und die Schuld somit stillschweigend bei ihm zu lassen.

Die bisherigen Ausführungen beantworten die Frage nach dem Leid aber nur teilweise, denn es gibt auch Leid, für das die Menschen nicht verantwortlich sind, z.B. bei Naturkatastrophen. Auch gibt es nicht in jedem Land, in dem die Menschen hungern, einen Diktator, der die Bevölkerung hungern lässt. Auf die Frage, warum Gott solches Leid zulässt, kann man meiner Meinung nach keine endgültige Antwort geben. Manche Atheisten meinen, dass das in der Welt existente Leid und ein liebender Gott sich widersprechen, und es deswegen keinen Gott geben kann. Wenn es einen Gott geben soll, der die Menschen liebt, dann kann er die Menschen nicht so leiden lassen. Da es aber das Böse gibt, und Menschen unbestrittenerweise leiden, kann es Gott nicht geben.
Diese Schlussfolgerung ist aber falsch! Die Negierung von "Es gibt einen liebenden Gott" ist nicht "Es gibt Leid in der Welt". In der Tat benötigt man nur eine dritte Prämisse, die die beiden Aussagen logisch miteinander vereinigt, und diese lautet beispielsweise "Gott hat gute Gründe, das Leid und das Böse in der Welt zuzulassen!". Wie diese Gründe aussehen, wissen wir nicht. Gottes Pläne und Gedanken sind einfach höher als unsere, und wir können nicht erwarten, sie zu verstehen.
Vielleicht sollen wir durch manches Leid geistig gestärkt werden, ähnlich Kindern, die eine Kinderkrankheit erleiden, dadurch aber ein gestärktes Immunsystem entwickeln und somit vor späteren, vielleicht schlimmeren Attacken besser geschützt sind. Vielleicht sollen wir durch Nöte zu Gott gezogen werden, nicht umsonst heißt es "Not lehrt beten!".
Manchmal kommen wir nur durch Leid aus verfahrenen Situationen heraus. Beispielsweise kommt ein Bär, der in eine Falle geraten ist nur heraus, wenn jemand diese Falle öffnet. In dem Moment des Öffnens werden die Schmerzen für den Bären sicherlich größer. Der Bär versteht nicht, wieso das so ist und kann sich nicht vorstellen, dass die Person, die ihm gerade Schmerzen zufügt, ihm freundlich gesinnt sein kann. Das Ziel, die Befreiung, sieht und versteht er einfach nicht. Vielleicht ist dies bei uns Menschen manchmal ähnlich.
Immer wieder erlebt man auch, dass Menschen leider oft erst durch Leid lernen. Es müssen oft erst schlimme Unfälle geschehen, bevor irgendwelche sichernden Maßnahmen ergriffen werden. Ohne Leid wäre der Druck, sich weiterzuentwickeln längst nicht so groß.
Vielleicht soll die Menschheit durch das Leid in Afrika lernen, solidarisch zu handeln, Essen gleichmäßig zu verteilen, anderen die gleichen Rechte zuzusprechen bzw. andere einfach fair zu behandeln. Vielleicht möchte Gott auf diese Weise die Entwicklung hin zu einer besseren Menschheit steuern - vorstellbar. Aber das ist alles pure Spekulation, wir wissen es einfach nicht.
Ein Leser teilte mir einmal mit, dass er diese Begründungen zynisch findet. Ich möchte dazu noch einmal betonen, dass diese letzten Gedanken über die möglichen Gründe Gottes, das Leid in der Welt zuzulassen, reine Spekulationen von mir sind. Sie sind nur ein Produkt meiner beschränkten Phantasie. Wem sie nichts sagen, oder wer sie zynisch oder gar abstoßend finden sollte, soll sie ruhig beiseite lassen. Aber mir haben sie damals geholfen, eine Ahnung zu bekommen, dass es solche Gründe geben kann (wie auch immer sie letztendlich aussehen), und dass sich das Leid in der Welt und ein liebender Gott eben nicht ausschließen.


Fazit: Die Frage nach dem Leid ist alt und schwer, aber Gott und das Böse in der Welt sind nicht unvereinbar. Für vieles Leid ist der Mensch selbst verantwortlich, nicht Gott. In einem solchen Fall Gott anzuklagen, bedeutet eigene Verantwortung abzuwälzen - ein bequemer Weg. Aber auch für das Leid, das die Menschen nicht verantworten, gibt es Überlegungen, die zumindest große Teile des Leids erklärbar machen, die uns vielleicht erkennen lassen, dass es Gründe für das Leid geben kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass Gottes Gedanken höher sind als unsere, dass er den Überblick über Raum und Zeit hat und Dinge sieht, die uns verschlossen bleiben. Er hat die Menschen geschaffen und er weiß auch, was das Beste für die Menschen ist.

Weiterführende Literatur:
Lee Strobel: "Glaube im Kreuzverhör", 2000, Willow Creek Edition
A.E. Wilder-Smith: "Warum lässt Gott es zu?", 2002, CLV
(Das Buch von Smith gibt es auch als PDF-Datei bei den Download-Büchern auf der Seite www.Soulsaver.de)


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